
Syrische Islamisten und Anhänger der neuen Machthaber in Damaskus bejubeln in Berlin die Gewalt gegen Drusen, rufen zu Mord und Vergewaltigung auf. Die Polizei schritt nicht ein.Auf deutschen Straßen lassen Anhänger des syrischen islamistischen Präsidenten Ahmed al-Schar ihren Hass auf religiöse Minderheiten in ihrem Heimatland freien Lauf. Bis zu 400 Syrer haben sich am Wochenende vor dem Roten Rathaus in Berlin versammelt, dem Amtssitz des Regierenden Bürgermeisters Kai Wegner (CDU), dort riefen sie zu Mord und Vergewaltigung an Drusen auf, einer aus dem Islam hervorgegangenen, eigenen Religionsgemeinschaft.
In Düsseldorf griffen etwa 50 Anhänger der islamistischen Übergangsregierung in Damaskus und türkische Rechtsextremisten eine Kundgebung von Kurden und Drusen an, die ihre Solidarität für die Opfer islamistischer Massaker an drusischen Zivilisten in der syrischen Region Suweida bekunden wollten.
Im Video: Syrische Islamisten rufen in Berlin zu Mord auf - "Freies Syrien, der Druse soll raus"Mehr als 200 Menschen getötet, teilweise enthauptetSunnitische Stammesmänner und Regierungseinheiten hatten dort Angriffe und Massaker an Drusen verübt. Laut Menschenrechtsgruppen wurden mehr als 200 Menschen getötet, teilweise enthauptet, und ganze Dörfer niedergebrannt.
Die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) und die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) sprechen von einer geplanten ethnischen Säuberung. Die Drusen hatten die Provinz am Wochenende wieder zurückerobert.
Der Verein Democ, der antidemokratische Bewegungen dokumentiert, war bei dem Auflauf vor dem Roten Rathaus am Sonnabend dabei. Demnach glorifizierten die meist jungen Männer, Anhänger dschihadistischer Bewegungen sowie von al-Scharaa, die Gewalt islamistischer Milizen gegen Drusen und andere religiöse Minderheiten in Syrien.
„Es ist für Gott, weder für Macht noch für Ruhm“Dokumentiert worden sind laut Democ etwa Sprechchöre wie „Freies Syrien, freies Syrien – und der Druse soll raus!“ und Parolen gegen Alawiten und Zionisten. Teilnehmer riefen auch: „Heute befreien wir Suweida. Und wir werden die Drusen beugen“.
Oder: „Bring uns die israelische Fahne, damit wir sie verbrennen.“ Ebenfalls belegt sind dschihadistische Parolen wie: „Es ist für Gott, weder für Macht noch für Ruhm.“
Dabei sei auch ein vulgärer und extrem gewaltverherrlichender Ausdruck aus dem syrischen Arabisch verwendet worden, der zur sexuellen Erniedrigung und Ermordung von Drusen aufrufe. Zudem beziehe sich der Ausdruck im regionalen Sprachgebrauch auf die erzwungene Körperhaltung, bevor sie auf Knien hingerichtet werden.
Zu der Aktion war über die sozialen Netzwerke aufgerufen worden. Ein Influencer hatte dabei mit der Hand eine Scherenbewegung imitiert – eine Anspielung darauf, wie sunnitische Kämpfer in den vergangenen Wochen drusischen Männern die Oberlippenbärte abgeschnitten und damit erniedrigt haben, weil sie als ungläubig gelten.
„Wir dürfen nicht die Augen verschließen, wenn Islamisten mitten in Berlin dazu aufrufen, Andersgläubige zu verfolgen“Die Polizei war mit einigen Beamten bei der Kundgebung im Einsatz, nach ersten Angaben waren es 65, sie schritten jedoch nicht ein. Von der Demonstration sind mehrere Videos im Umlauf. „Wir prüfen das Material“, sagte ein Sprecher am Dienstag. Der Einsatz werde ausgewertet.
„Wir dürfen nicht die Augen verschließen, wenn Islamisten mitten in Berlin dazu aufrufen, Andersgläubige zu verfolgen“, sagt Democ-Geschäftsführer Linus Kebba Pook. Auf solche Gewaltfantasien brauche es eine klare Antwort aller Demokraten.
„Bei antiisraelischen Demonstrationen ist die Berliner Polizei mittlerweile häufig mit Dolmetschern unterwegs, um Gewaltaufrufe zu verhindern. Umso bedauerlicher ist es, dass bei dieser Versammlung nicht eingegriffen wurde.“
Die Kurdische Gemeinde Deutschland (KGD) forderte eine aufrichtige politische Auseinandersetzung mit den hiesigen islamistischen und ultranationalistischen Netzwerken in Deutschland.
„Wer auf der Straße Massaker befürwortet, der hat keinen Platz mehr in Deutschland“„In Teilen der arabischen und türkischen Diaspora wirken ideologische Strömungen, die kurdenfeindliche Ressentiments, Islamismus und nationalistische Überlegenheitsvorstellungen miteinander verbinden.“ Das sei eine reale Gefahr, es gehe um politisch motivierte Gewalt mit klarer ideologischer Prägung.
Der Psychologe und Extremismusexperte Ahmad Mansour sprach von einem Offenbarungseid: „Wer auf der Straße Massaker befürwortet, der hat keinen Platz mehr in Deutschland.“ Wenn auf deutschen Straßen die Barbarei schamlos gefeiert werde, brauche es Konsequenzen.
Auch Seyran Ateş, Gründerin und Imamin der Ibn-Rushd-Goethe-Moschee, übt scharfe Kritik an den Demonstranten. Sie sagte „Euronews“: „Sie wurden nach Europa geschickt, um hier für Unruhe zu sorgen, Menschen für ihre Ideologie zu rekrutieren und an der großen Idee zu arbeiten, Europa zu islamisieren.“
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