Wie ARD-Mann steigende Ausländerkriminalität zur Erfindung der Rechten verdreht

Veröffentlicht am 29. April 2025 um 16:29

Wird das Problem der Ausländerkriminalität von konservativen und rechten Politikern und Medien aufgebauscht? So zumindest der Tenor einer ARD-Doku. Unser Reporter berichtet seit vielen Jahren über Kriminalität. Er meint: Der ARD-Beitrag verharmlost - mit billigen Tricks.

Glaubt man Georg Restle, geht er den Dingen sorgfältig auf den Grund. Mitunter mutet seine Spurensuche hingegen so an, als wollte der Moderator mit seinem WDR-Magazin „Monitor“ die Linkspartei oder die Grünen links überholen. Kürzlich erst hatte der Grimme-Preisträger in einem knapp halbstündigen ARD-Feature die These aufgestellt, dass die Politik mit falschen Verbrechensdaten den Menschen hierzulande Angst mache. In erster Linie war die AfD gemeint, aber auch andere Parteien rechts vom linken Spektrum. „Volk in Angst - wie mit Verbrechen Politik gemacht wird“, lautete der Titel. Und wen wundert‘s? Der "Monitor"-Beitrag hielt diese Überschrift– auch wenn sie noch so zweifelhaft ist.

Eine wichtige Kernthese stand am Anfang des Beitrags: Die einmal jährlich veröffentlichte polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) durch das Bundeskriminalamt und die Bundesländer gibt laut "Monitor" nicht die wahre Verbrechenslage wieder. Das durch die rechten Parteien kolportierte Bild zunehmender Gewalt entspreche nicht den Fakten, so der Tenor im TV-Beitrag. Ein Drittel der in der PKS aufgeführten Fälle sind nach Angaben Restles nicht aussagekräftig, da die Verfahren entweder eingestellt wurden oder es nicht zu einer Verurteilung gekommen sei. Insofern irrelevant. Woher die Zahl genau kommt, bleibt in dem Beitrag unklar.

 

Bei dem WDR-Magazin kann man aber sehr klar den so genannten „Spin“ erkennen, den eine Story nimmt. Das heißt: Die Recherchen beginnen bereits mit einer These, die sich dann auch erfüllen soll. Hierzu sucht man sich Protagonisten, die die Richtung der angedachten Geschichte stützen. 

Genau so geht auch "Monitor" vor: Da ist zum Beispiel die Kriminologin Gina Lisa Wollinger. Die Professorin lehrt an der Hochschule für Polizei und Öffentliche Verwaltung NRW. Zugleich fungiert die studierte Soziologin als Sprecherin des Netzwerks „weltoffene Hochschulen“. Diese Organisation setzt sich nach eigenen Angaben für eine weltgewandte „und diskriminierungs-kritische Hochschule ein“. 

Im Studienjahr 2024/25 sollen viele Themen in Bezug auf Internationalität und Pluralismus, aber auch Dynamiken von Ausgrenzung und Diskriminierung auf der Agenda stehen. Daraus lässt sich eine bestimmte Haltung schon erahnen. Wollinger tritt tatsächlich im "Monitor"-Beitrag als eine der Experten auf, die den Anstieg ausländischer Gewaltkriminalität beschönigen. 

Laut der bundesweiten PKS gingen im vergangenen Jahr gut 43 Prozent der von der Polizei bearbeiteten Gewalttaten auf das Konto von Tatverdächtigen ohne deutschen Pass.  Der Bevölkerungsanteil liegt hingegen bei knapp 18 Prozent.  Die Kriminologin spricht im "Monitor"-Interview indes von Verzerrungsfaktoren der PKS, die das tatsächliche Täterbild falsch wiedergeben würden. Welcher Art diese Faktoren genau sind, lässt die Kriminologin offen. Die "Monitor"-These scheint sich zu bestätigen: Ist ja alles gar nicht so schlimm, alles aufgebauscht.

Weiter im Verharmlosungsduktus: Der Anstieg von 800.000 Straftaten im Jahr 2024 sei doch gar nicht so furchtbar. Auch die Zunahme von 50.000 Gewaltdelikten falle nicht so sehr ins Gewicht. In den 1990er-Jahren sei alles viel schlimmer gewesen, heißt es. Der Anstieg der Fälle von Mord und Totschlag um 200 scheint eine Petitesse für die ARD zu sein. Der Beitrag zitiert Professor Dietrich Oberwittler aus Freiburg: Auf dem Feld liege man im internationalen Ranking im unteren Bereich. „Deutschland zählt immer noch zu den sichersten Ländern“, so das Fazit.

Aber er sollte wissen: Gerade die Mord- und Totschlagsrate taugt schlecht für eine Zustandsanalyse der realen Verbrechenswelt. Bereits als junger Polizeireporter erfährt man, dass diese Quote sehr stark schwankt von Jahr zu Jahr.

Dann wird es absurd. Reporter Restle besucht den Dortmunder Hauptbahnhof. Laut Bundespolizei mit 764 Gewaltverbrechen hinter Berlin gefährlichster Hotspot in der Republik. Die Palette reicht von Messerstechereien, Körperverletzungen über Drogen- bis hin zu Sexualdelikten. "Monitor" aber verbreitet, dass allzu oft Obdachlose und Junkies am Bahnhof Opfer werden. Wer die Täter sind, bleibt offen. 

Da die zuständige Bundespolizei nach Restles Angaben nicht mit ihm reden will, sucht er sich eine neue Zeugin. Die Chefin der Bahnhofsmission. Sicherlich eine profunde Kennerin, wenn es um Armut und Elend der Wohnungslosen am Bahnhof geht, aber reicht das aus, um Gewalttaten detailliert zu durchleuchten und zu analysieren? Wohl kaum.

Hier gehts zum Originalbeitrag : Focus online

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